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Xylobionte Käfer

Käfer mit einer engen Bindung an (Alt-)Holz:

Zu dieser Gruppe von Käfern, die sich im Wesentlichen über ihre Lebensweise und Habitatbindung definiert, gehören Mitglieder ganz unterschiedlicher Käferfamilien. Häufig haben diese Käfer besondere Ansprüche an Bruthölzer/Brutbäume. So bevorzugen nicht wenige dieser Arten aufrecht stehendes, stark dimensioniertes Totholz oder im Absterbeprozess befindliche Bäume. Mächtige Eichen oder Buchen sterben langsam, manchmal über einen Zeitraum von vielen Dekaden und stellen innerhalb der dabei durchlaufenden Sukzessionsstadien bis hin zum zusammen gebrochenen, vermodernden Baum viele verschiedene Nischen für xylobionte oder auch mycetophage Käfer (an Pilze gebundene Käfer; Seite in Vorbereitung). Die Lebensweise dieser Spezialisten steht nicht im Einklang mit heutigen Wirtschaftswäldern, so dass geeignetes Brutholz immer seltener wird. Hinzu kommt, dass offenbar einige dieser Spezialisten kein offenes Gelände überbrücken können und somit neue Lebensräume an entfernteren Standorten wenn überhaupt nur sehr langsam neu besiedeln. Insofern sollten xylobionte Käfer bzw. Insekten unseren besonderen Schutz genießen. Der Schutz dieser Insekten kommt einem Ökosystemschutz gleich wovon viele andere Arten aus anderen taxonomischen Gruppen (Fledermäuse, Vögel, etc.) auch profitieren!

Makroaufnahmen

Zwei Beispiele xylobionter Käfer aus der Familie der Colydiidae. Links und Mitte Colydium elongatum (F., 1787), aufgenommen im Lampertheimer Wald (Südhessen) am 02. August 2008 gegen 22:30, rechts der sehr seltene Colobicus hirtus (ROSSI, 1790), ebenfalls nachtaktiv, aufgenommen am 07.Juni.2008 gegen 22:30
(erweiterte Bilderserie ).

Die beiden Bilder oben zeigen zwei Arten aus der früheren Familie der Alleculidae (die heute als Unterfamilie Alleculinae in die Familie der Schwarzkäfer | Tenebrionidae gestellt wird). Links Allecula rhenana BACH 1856 (sehr ähnlich der zweiten Art aus der Gattung, Allecula morio) und rechts Prionychus ater F 1775. Die Fundumstände sind ähnlich wie bei den oben genannten Arten. A. rhenana wurde am 02. August 2008 gegen 22:20 an einer Eiche angetroffen, P. ater 07. Juni 2008 gegen 23:15 an einer komplett abgestorbenen, in Zerfall befindlichen aber noch stehenden Buche (in Begleitung von Neatus picipes [Fam. Tenebrionidae], Lichenophanes varius [Fam. Bostrychidae], Thymalus limbatus [Fam. Peltidae] und anderen, siehe unten).

von oben links nach unten rechts:

Corticeus unicolor (PILLER & MITTENBACHER 1783) (Fam. Tenebrionidae; Schwarzkäfer), nachtaktiv an einer Eiche; die Käfer können nachts im Lampertheimer Wald an anbrüchigen Stellen von Eiche und Buche teilweise in großer Zahl beobachtet werden.

Neatus picipes (HERBST, 1791), ebenfalls ein Schwarzkäfer, der im Gegensatz zur erst genannten Art nur sehr vereinzelt angetroffen wird. Die Tiere sitzen während der nächtlichen Aktivitätsphase oft unbeweglich über längere Zeiträume auf der Außenseite von stehenden, abgestorbenen Bäumen.

Lichenophanes varius (ILLIGER, 1801), ein nur reliktär verbreiteter Käfer aus der Familie der Bohrkäfer (Bostrychidae), der im Lampertheimer Wald offenbar stabile Populationen aufweist und jedes Jahr regelmäßig an abgestorbenen Buchen angetroffen werden kann. Eine erweiterte Bilderserie ist ( hier ) abrufbar.

Tenebriodes fuscus (GOEZE, 1777) (Fam. Trogositidae), früher ebenfalls zu den Reliktarten gezählt aber weiter verbreitet und insgesamt häufiger als L. varius.

Lucanus cervus (L., 1758) - der Hirschkäfer

Der Hirschkäfer gehört zu den größten Käfern unserer heimischen Fauna. Männchen können mitunter eine Länge von bis zu 80 mm erreichen. Allerdings kommen auch verkümmerte Exemplare vor, die dann nicht nur von geringerer Körperlänge sind sondern auch deutlich kleinere und weniger auffällige Mandibeln ('Geweihe') haben. Die Weibchen haben keine verlängerten Mandibeln. Kleine Weibchen können gelegentlich mit dem Balkenschröter ( Dorcus paralellepipedus (L., 1758)) verwechselt werden, der ebenfalls zur Familie der Lucanidae gehört. Gerade die männlichen Hirschkäfer kann man an warmen Abenden im Sommer schwärmend beobachten. Die großen Käfer sind eine begehrte Beute für Vögel, die die Käfer im Flug abfangen und den weichen Hinterleib als Nahrung verwenden. Der Thorax und der Kopf bleiben - häufig noch eine Weile in Bewegung - am Boden übrig. Der Kopf auf dem Bild unten wurde im Juni 2008 in der Nähe des nordbadischen Walldorf gesehen, als einer von neuen Köpfen männlicher Hirschkäfer, die im Fußbereich einer großen, am Waldrand stehenden Eiche lagen. Die Larvalentwicklung dieses stattlichen Käfers dauert vier (kleine Exemplare) bis acht Jahre (Exemplare bis 80 mm). Während dieser Zeit sind die Larven begehrte Beute von bspw. Wildschweinen. Der Hirschkäfer ist in Mitteleuropa in seinem Bestand bedroht und genießt den besonderen Schutz des Gesetzgebers. In geeigneten Lebensräumen, von der Ebene bis in Höhen um 400 - 500 m, können die Tiere aber durchaus in größerer Anzahl angetroffen werden.

Eine hervorragende Zusammenstellung zum Hirschkäfer findet sich auf der Website www.kerbtier.de.

faunistische Daten:

Faunistische Daten (Beobachtungen zu den besprochenen Arten folgen!

Literaturempfehlungen:

F. Brechtel, H. Kostenbader (Hrsg.): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs. Ulmer, Stuttgart 2002. ISBN 3-8001-3526-4

B. Klausnitzer: Die Hirschkäfer - Die Neue Brehm Bücherei 551. Spektrum Akademischer Verlag 1995. ISBN 3-89432-451-1

D. Mader: Populationsdynamik, Ökologie und Schutz des Hirschkäfers (Lucanus cervus) im Raum um Heidelberg und Mannheim. 418 Seiten, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, ISBN 978-3-89735-594-1.

Abb: Umschlag (D. Mader)
Ladenpreis 49 €; Bestellungen unter: dr.detlef.mader-at-web.de (-at- durch @ ersetzen)

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Letzte Änderung dieser Seite: 21. März 2009

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